Mit seiner Präsentation „Online Videosprechstunde“ überzeugte Geschäftsführer Nicolas Schulwitz
Der Deutsche Zukunftspreis 2015 der Gesundheitswirtschaft des cdgw geht an Patientus (www.patientus.de): Das junge Unternehmen setzte sich im Preis-Wettbewerb des Clubs der Gesundheitswirtschaft gegen acht weitere Teilnehmer durch. Mit seiner Präsentation „Online Videosprechstunde“ überzeugte Geschäftsführer Nicolas Schulwitz die mehr als 80 abstimmungsberechtigten Teilnehmer des cdgw-Abends. Das Lübecker Unternehmen beschäftigt sich mit der Kommunikation zwischen Arzt und Patient per Videokonferenz (AVK).
Zuvor hatte Oliver Schenk vom Bundesministerium für Gesundheit über die aktuellen Aktivitäten und Pläne des BMG informiert. Er ist Abteilungsleiter für „Grundsatzfragen der Gesundheitspolitik, Telematik“. Er wies auf die Herausforderungen und zu erwartenden Veränderungen für die Gesundheitsversorgung hin: Google und andere würden das Feld komplett verändern. In diesem Zusammenhang verwies Oliver Schenk auf die Digitale Agenda der Bundesregierung, die sich wie ein roter Faden durch das Regierungshandeln ziehe. Das Gesetz für eine sichere Telematik-Infrastruktur nannte er als ein Beispiel. Das BMG befasse sich darüber hinaus intensiv mit dem Potenzial der Digitalisierung, neuen Formen der medizinischen Versorgung, zum Beispiel mit Big Data in der Pflege, aber auch mit ethischen Fragestellungen. Vor dem Hintergrund des cdgw-Zukunftspreises rief er die Anwesenden auf: „Beteiligen Sie sich an Innovationen.“ Denn es gehöre zu den echten Stärken Deutschlands, dass Innovationen schnell die medizinische Versorgung der Menschen erreichten.
Danach waren die Wettbewerbsteilnehmer am Zug: Sie hatten jeweils fünf Minuten Zeit, ihr Projekt, ihr Konzept oder ihr Produkt zu präsentieren. Und zwar in freier Rede ohne technische Hilfsmittel. Die Idee dahinter: Es sollten lebendige und auch unterhaltsame Beiträge sein, bei der es auch auf die Art des Vortrags und die Persönlichkeit des Präsentator ankommt und die sich nicht auf Power-Point-Präsentationen stützen.
Als Sieger ging schließlich Patientius aus dem Wettbewerb hervor: Bei der Online-Videosprechstunde tauschen sich Arzt und Patient per Webcam aus. Die Technik ist sehr einfach zu nutzen, unterstrich Geschäftsführer Nikolas Schulwitz. Eine zusätzliche komplizierte Software sei daher nicht nötig. Der Datenschutz werde groß geschrieben, betonte Schulwitz. Es gebe eine moderne Mehrfachverschlüsselung wie beim Onlinebanking. Die Daten seien daher sicher.
Nicolas Schulwitz machte deutlich, dass die Online-Videosprechstunde das direkte Gespräch und den persönlichen Kontakt in der Arztpraxis nicht ersetzen könne und wolle. Sie sei vielmehr eine sinnvolle Ergänzung. Sie komme insbesondere Patienten zugute, die nicht so viel Zeit hätten zum Arzt zu gehen, Selbstständige zum Beispiel – oder Menschen, die auf dem Land wohnen und einen großen zeitlichen und logistische Aufwand für einen Arztbesuch aufbringen müssten. So eigene sich die Videosprechstunde zum Beispiel insbesondere für eine Beratung, für zusätzliche Informationen, Befundbesprechungen, Therapiekontrolle, eine Zweitmeinung etc. So könnten Menschen in der eigenen Wohnung, im Büro oder auf Geschäftsreise jederzeit online zum Arzt gehen.
Nicolas Schulwitz berichtete in seiner Präsentation, dass das Konzept bereits die Techniker Krankenkasse (TK) und den Berufsverband der Deutschen Dermatologen e. V. (BVDD) überzeugt hätten, die seit September 2015 die Online Video-Sprechstunde im Rahmen eines Pilotprojekts mit extrabudgetärer Vergütung für Ärzte testen. Das Projekt werde Anfang 2016 ausgeweitet. Neben der bereits bestehenden Kooperation mit der TK und dem BVDD werde Patientus bis Ende dieses Jahres noch Kooperationen mit weiteren Krankenkassen und Facharztverbänden eingehen.