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cdgw-Gala 2013

Für die Jury war es nicht schwer, sich im vergangenen September auf Stefan Dräger als „Manager des Jahres 2012“ in der Gesundheitswirtschaft zu verständigen, berichtete Hartmut Fandrey, Verlagsleiter Klinik und Praxis des Georg Thieme Verlages, in dem das Gesundheitswirtschaftsmagazin kma erscheint. So richtig kompliziert wurde es aber danach, als es galt, die Termine mit dem Preisträger zu koordinieren, damit er auch bei der cdgw-Gala persönlich anwesend sein konnte. Dabei hatte Ehefrau Claudia Dräger eine Schlüsselrolle inne. Deshalb galten auch ihr die ersten Dankesworte von Hartmut Fandrey bei der Gala im Berliner Hotel Marriott. Und einen Blumenstrauß für die geglückte Termin-Jonglage gab es obendrein.

Traditionell zeichnet die kma ihren Manager des Jahres im Rahmen der Januar-Gala des Clubs der Gesundheitswirtschaft aus. Die Zusammenarbeit hat sich im Laufe der Jahre als überaus fruchtbar erwiesen und bietet Entscheidungsträgern aus der Gesundheitswirtschaft immer wieder ein attraktives gesellschaftliches Ereignis und ein hochkarätiges Forum. 
Die Laudatio auf den Preisträger hielt Professor Dr. med. Achim Radke, ehemaliger Präsident der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin sowie ehemaliger Direktor der Halleschen Universitätsklinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin. Er ist der Familie Dräger privat eng verbunden und war zum Beispiel auch Trauzeuge des Ehepaars. Seine Laudatio konnte deshalb aus dem unmittelbaren Erleben schöpfen.

Seit Mitte 2005 ist Stefan Dräger Vorstandsvorsitzender der Dräger AG und steht damit in der fünften Generation in der Familiennachfolge. Achim Radke schilderte Stefan Dräger als einen Menschen, der seinem Kurs zur zum Wohle des Unternehmens trotz teils erheblicher Widerstände stets treu geblieben sei. Dabei habe er kein leichtes Erbe angetreten. Das gesamte Unternehmen musste seinerzeit neu strukturiert und aufgestellt werden. Und es habe sogar die Gefahr bestanden, dass das Familienunternehmen in einem Konzern aufgehen könnte. Dies habe Stefan Dräger aber unbedingt vermeiden wollen. Dies wäre, sagte Radke, in der Familie und dem Unternehmensstandort Lübeck auch als Schmach empfunden worden. Die sehr guten wirtschaftlichen Ergebnisse des Unternehmens, insbesondere in den vergangenen zwei Jahren,  gäben Dräger mit seinem Kurs nun Recht; sowohl der Umsatz als auch der Aktienkurs seien gestiegen. Die Bedeutung der Dräger-Technik für die Medizin, hob Achim Radke außerdem mit der Bemerkung hervor: „Jedem Anästhesisten würde ohne Dräger-Produkte eine Menge fehlen.“ (Eine ausführliche Würdigung der Leistungen Stefan Drägers findet sich in der Ausgabe 12/2012 der kma.)

Professor Radke schilderte Stefan Dräger als „echten Hanseat“, der kein Party-Gänger sei und nicht gerne in der Öffentlichkeit stehe. Sein Understatement drücke sich auch in der Gestaltung der Chefetage und seinem Büro aus. „Stefan Dräger ist immer ein Lübecker geblieben“, betonte Radke. Die Dräger AG sei das bedeutendste Unternehmen der Stadt, und ohne Dräger als Mäzen gäbe es manches Museum, manche Stiftung und so manches Ereignis in der Stadt nicht. 
Stefan Dräger ist laut Radke „tief in der Tradition der Familie und des Unternehmens verwurzelt“, er sei ein Unternehmenschef, der das „Feuer am Brennen“ halte.

Den Auftakt zur cdgw-Gala 2013 hatte zuvor Professor Klaus Schweinsberg gemacht. Er ist u. a. Gründer des Centrums für Strategie und Höhere Führung, Generalsekretär der Governance Kommission für Familienunternehmen und Young Global Leader des World Economic Forum, ehemaliger Chefredakteur bzw. Herausgeber der Wirtschaftsmagazine Capital und Impulse, Buchautor etc. Sein Impulsvortrag stand unter der Überschrift: Schicksalsjahr 2013: Droht uns ein multiples Organversagen in Staat, Markt und Gesellschaft?“
Laut Schweinsberg bewegen sich Politik, Gesellschaft und Wirtschaft derzeit in einem „Nebel der Ungewissheit“. Die Instrumente der Risikosteuerung, wie sie aus den vergangenen 60 Jahren bekannt und meist bewährt gewesen seien, taugten nun nicht mehr oder nur noch bedingt. 
Zurzeit überlagerten sich viele Trends, die für sich alleine nicht unbedingt besorgniserregend sein müssten – in der  Gesamtschau aber ein hohes Risikopotenzial darstellen. Dazu zählt Schweinsberg die Inflationsgefahr, die sich verschärfende Demographieproblematik, die nachlassende Innovationskraft, schwächelndes Wachstum sowie die Grenzen der repräsentativen Demokratie. So gäbe es beispielsweise in Deutschland rund 140.000 politische Wahlämter. Dagegen zählen die beiden großen Volksparteien zusammen 1,2 Millionen Mitglieder, von denen aber erfahrungsgemäß nur zehn Prozent kommunalpolitisch aktiv seien. Schon heute herrsche daher in vielen Lokalparlamenten ein Mangel an Bewerbern. In der Folge – nimmt man dies alles zusammen – bestehe das Risiko des „Systemversagens“, denn „unsere Systeme sind nicht auf diese Probleme hin ausgerichtet“.

„Wir leben in einer historisch aufgeladenen Situation“, sagte Klaus Schweinsberg. Goethe zitierend, unterstrich er: Kein Menschenwerk ist für die Ewigkeit gemacht. So habe Deutschland – beide Teile zusammen genommen – in den vergangenen Jahrzehnten u. a. viele Währungen und viele Staatssysteme erlebt. Gleichzeitig liege das Durchschnittsalter der 30 DAX-Unternehmen bei 163 Jahren. 
In der jetzigen Phase, sagte Klaus Schweinsberg sei das „Führen nach Routine“ nicht mehr zielführend. In Politik und Wirtschaft müsste die Orientierung an Tugenden wieder stärker in den Vordergrund rücken. Dazu zählt er u. a. Handlungswille, Haltung, Leidenschaft und persönliche Haftung. Resümierend und optimistisch nach vorne blickend, schloss Klaus Schweinsberg: „Man kann auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, etwas bauen.“

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