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cdgw trifft Hauptstadtkongress und Zukunftspreis 2012

Der cdgw-Tag war zweigeteilt. Im internen Mitglieder-Treffen ging es um den neuen Träger des Zukunftspreises: Den Auftakt machte aber erst einmal Vorjahressieger Alois G. Steidel, CEO von K|M|S, mit einem Blick zurück auf die vergangenen Monate als cdgw-Preisträger. Die Teilnahme lohnt sich in jedem Fall, motivierte Steidel die cdgw-Mitglieder, sich mit ihren Ideen, Produkten und Konzepten für den Preis zu bewerben. Denn Bewerbung und Preis schaffen Aufmerksamkeit, erhöhen die Reputation des Unternehmens und erweitern das Netzwerk.

Steidel verband seine Ausführungen mit dem Blick auf die dynamische Entwicklung des prämierten Produktes EYE ON HEALTH®, der neuen Dimension des Geomarketings. EYE ON HEALTH®  ist laut Steidel zu einer Erfolgsgeschichte geworden und hat in der Zwischenzeit weitere – auch europaweit – Auszeichnungen erworben. In Deutschland nutzen mittlerweile rund 400 Kliniken die Datenplattform für das strategische Klinikmanagement. Und K|M|S ist mit EYE ON HEALTH® auch in externen Märkten wie Asien und Saudi-Arabien unterwegs.

Zum Zukunftspreis waren diesmal sieben Bewerber angetreten. Erstmals nahmen auch zwei Nicht-Clubmitglieder teil. Diese Öffnung hatte das Präsidium im vergangenen Jahr möglich gemacht. Seitdem können sich auch Externe auf Empfehlung eines Clubmitglieds beteiligen.

Angetreten waren (die Präsentationen sind mit Link hinterlegt)

– SRH Hochschule Berlin
(Innovativer Studiengang Executive Master Healthcare Management)

– KABEG Landeskrankenanstalten-Betriebsgesellschaft, Kärnten
(Nachhaltiges Umweltkonzept)

– Indivumed
(Standardisierte Tumordiagnostik und individualisierte Therapie)

– Cetrea
(Informationslogistik im Krankenhaus)

Elblandkliniken
(Digitale Planung eines Klinikneubaus)

– CSC Healthcare Group; ehemals iSOFT
(Onlineplattform für Gesundheitsdienstleistungen)

– Unfallkrankenhaus Berlin
(Haut aus der Sprühdose)

Aus dem Wettbewerb der anspruchsvollen und beeindruckenden Präsentation gingen schließlich die Elblandkliniken als Sieger hervor. Geschäftsführer Markus Funk hatte den Mitgliedern anhand des Klinikneubaus in Riesa das innovative Projekt vorgestellt. Der Neubau soll 2015 in Betrieb gehen. Mit Unterstützung der Unity AG haben die Elblandkliniken – einmalig für Europa – die Prozesse, Beziehungen, Dimensionen, Abläufe und Strukturen des Neubaus komplett im Voraus simuliert. Dabei wurden echte Daten von Patienten und Mitarbeitern (Dienstpläne etc.) im Zeitraum eines Jahres als Basis für die Simulation herangezogen. Zuvor hatten 200 Mitarbeiter der Klinik in einer großen Gemeinschaftsleistung eine rund 400 Punkte umfassende to do-Liste für den Neubau erstellt. Auch diese Anforderungen wurden in die Simulation einbezogen.

„In der Industrie sind solche Simulationen gang und gäbe“, unterstrich Markus Funk, „für eine ganze Klinik wurde das aber bisher in Europa noch kein einziges Mal gemacht.“ Die digitale Simulation führte am Ende aber nicht nur zu optimalen Abläufen und perfekten Strukturen. Sie hat schon im Vorfeld diverse Optimierungsmöglichkeiten aufgezeigt. So konnte die Gebäudefläche im Vergleich zum Ausgangsplan um rund 2.200 Quadratmeter reduziert werden. Insgesamt haben die Simulationsergebnisse zudem zu einer Einsparung von rund elf Millionen Euro bei den Investitionskosten geführt. Nachdem der Sieger ermittelt war, schloss sich der Gala-Abend an. Der cdgw richtete ihn erstmals in Kooperation mit Siemens Healthcare aus. Damit wurde eine Terminkollision wie im vergangenen Jahr vermieden und ein hochkarätiger Teilnehmerkreis zusammengeführt. Rund 180 Gäste waren im Großen Ballsaal des Hotel Adlon versammelt.

Zwei Impulsvorträge leiteten den Abend ein. Den Anfang machte Michael Sen, der Finanzvorstand von Siemens Healthcare. Er sprach über den weltweiten Wandel in den Gesundheitsmärkten. Es gebe wenige Industrien, die durch fundamentale Trends so positiv gestärkt würden wie die Gesundheitswirtschaft: steigende Lebenserwartung, Wachstum und Nachfrage nach hochwertigen Leistungen. Deshalb schätzten die Kapitalmärkte die Chancen der Gesundheitswirtschaft auch sehr hoch ein. Zwar fände in vielen Volkswirtschaften „dumpfes Kostensparen“ statt, gefragt seien aber „intelligente Investitionen“.

Die Gesundheitsindustrie befände sich in einer Phase des Umbruchs, sagte Sen: Neue Anbieter treten auf, erst lokal, dann global. So sei China nicht mehr nur das Reich der Mitte, sondern das „Reich der Mittel“. Sen unterstrich: „Wir müssen uns an den wachsenden Kostendruck gewöhnen.“ Die Herausforderung liege in der gleichzeitigen Reduzierung der Kosten pro Patienten, der Steigerung von Qualität und der Erzielung von klinischer und Prozessinnovation. „Wir stehen vor einer Zeitenwende“, betonte Sen: Immer mehr Menschen wollten eine immer bessere Versorgung – bei gleichzeitig abnehmenden Finanzmitteln: Ob aus dem Umbruch ein Aufbruch wird, liegt an uns“ sagte der CFO.

Roland Koch, einst Hessischer Ministerpräsident, und jetzt Vorstandsvorsitzender von Bilfinger Berger unterstrich, dass seine Firma kein klassisches Bauunternehmen mehr sei. Durch die Tochter Ahr sei es in 200 deutschen Kliniken tätig. Koch forderte vehement eine andere Form von Wettbewerb. Notwendige Gesundheitsleistungen müssten einerseits ortsnah für jeden zur Verfügung gestellt werden. Es müsse aber andererseits verstärkt auch eine zweite Säule geben, wo Menschen sich bestimmte Angebote auf eigene Rechnung einkaufen könnten. Geschehe dies nicht, kollabiere das System, weil die Menschen alles haben wollten, dies aber nicht finanzierbar sei.

Koch sprach sich daher für Elemente der Vielfalt in der Versorgungslandschaft aus. Dies genau habe er mit der Privatisierung des Uniklinikums Gießen/Marburg beabsichtigt, das im Wettbewerb zum öffentlichen Uniklinikum Frankfurt stehe. „Das wollte ich haben: zwei Systeme in einem Bundesland.“ Beide erbrächten gute Qualität, aber die einen (Frankfurt) schrieben nach wie vor rote Zahlen und die anderen nicht.

Die medizinische Versorgung der Menschen in Deutschland sei von einer weitgehenden Gleichmäßigkeit bestimmt. Der Convenience komme deshalb eine immer größere Bedeutung zu. Gerade bei den Themen Vorbeugung und elektive Eingriffe seien dies für viele Menschen wichtige Kriterien.

Die Kliniken sollten sich auf ihren Kernauftrag konzentrieren. Denn für viele andere Bereiche gebe es exzellent qualifizierte Spezialisten. So verschlinge ein Klinikbett pro Jahr rund 3.500 Euro Energiekosten; alleine an dieser Stelle seien deshalb noch viele Wirtschaftlichkeitsreserven zu heben. Dies gelte auch für viele andere Bereiche; und da müssten die Mediziner noch lernen, dass sie nicht alles könnten und Aufgaben abgeben. Diese anderen Bereiche wie Convenience würden von den Klinikleitungen häufig noch vernachlässigt. Koch fasste das so zusammen: „Es ist gut, wenn der Patient die Klinik lebend verlässt. Es ist aber auch gut, wenn die Klinik noch lebt.“

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