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Verleihung Thieme Management Award

Ehrung für Christian Drosten und Katharina Jünger

Thieme Management Award 2020 im Rahmen einer Online-Veranstaltung verliehen

Prof. Christian Drosten, Leiter des Instituts für Virologie und Global Health, von der Charité – Universitätsmedizin Berlin, ist der Manager des Jahres in der Gesundheitswirtschaft 2020, Katharina Jünger die Senkrechtstarterin in der Gesundheitswirtschaft 2020. Sie ist Mitgründerin und Geschäftsführerin des Telemedizinanbieters Teleclinic. Der Thieme Management Award wurde wegen der Coronavirus-Pandemie diesmal im Rahmen einer Onlinelive-Veranstaltung verliehen (Link zur Aufzeichnung).

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cdgw-Präsident Peter Herrmann brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: „Wir alle haben uns nicht vorstellen können, als wir im Januar 2020 die cdgw-Gala mit der Verleihung des Thieme Management Awards in Berlin gefeiert haben, wie sich das Jahr 2020 entwickeln würde. Normalerweise hätten wir uns jetzt im Januar wieder zur traditionellen gemeinsamen Veranstaltung des cdgw und der Thieme Gruppe persönlich in Berlin getroffen, uns mit Handschlag begrüßt oder mit einer Umarmung. Wir hätten zusammengestanden, Neuigkeiten ausgetauscht, miteinander gelacht und Pläne geschmiedet. Das alles ist derzeit leider nicht möglich. Wir haben lange überlegt, ob und in welcher Form wir in der Coronavirus-Pandemie unsere gemeinsame Veranstaltung von cdgw und Thieme Gruppe organisieren können. Schnell war klar, dass eine Präsenzveranstaltung nicht möglich sein würde. Deshalb ganz absagen? Denn schließlich lebt gerade der cdgw von der persönlichen Begegnung. Also absagen, nein, das wollten wir auch nicht. Einmal weil die Thieme Gruppe und den cdgw eine lange Partnerschaft, ja Freundschaft, verbindet und wir die gute Tradition der Preisverleihung nicht abbrechen lassen wollten und zum anderen weil wir auch in schweren Zeiten ein Gefühl des Miteinanders, der Gemeinschaft und des Zusammenbleibens stiften möchten – und natürlich auch, weil es die Preisträger verdient haben, in diesem besonderen Kreise gewürdigt zu werden.“

Prof. Drosten meidet TV-Auftritte

Dr. Udo Schiller aus der Geschäftsleitung der Thieme Gruppe würdigte zuerst Prof. Christian Drosten und erläuterte die Entscheidung der Jury: „Ihm ist es zu verdanken, dass Forschung innerhalb kürzester Zeit als zuverlässigste Orientierung für das Krisenmanagement wahrgenommen wurde. Dabei gelingt es ihm, Wissenschaft auf faktenbasierter Weise einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen.“

Allen Interessierten berichtet Prof. Drosten seit Anfang 2020 in seinem Podcast „Das Corona-Update“ vom neuartigen Virus und aktuellen Forschungsergebnissen. Dabei zeichnet ihn vor allem seine anschauliche und transparente Berichterstattung aus. Nicht zuletzt deshalb erhielt das Format bereits zwei Grimme Online Awards. Das macht Prof. Drosten zum Leuchtturm in der Pandemie, weshalb er jetzt von der Thieme Gruppe zum „Manager des Jahres“ ernannt wurde, erläuterte Dr. Schiller.

Im Interview mit Anne-Katrin Döbler (Thieme Gruppe) sagte Prof. Drosten, dass er sein Wirken als Politikberater eher als Episode sehe, da er sich in erster Linie als Wissenschaftler verstehe: „Ich bin nicht so orientiert, dass ich die Öffentlichkeit suche.“ Er meide auch Fernsehauftritte, weil die nicht effizient und die Verkürzungen dort für die wissenschaftliche Kommunikation nicht zuträglich seien. Er finde es auch nicht besonders angenehm, nun auf der Straße erkannt zu werden, was aber zumindest im Winter mit Mütze und Mund-Nase-Schutz doch noch einigermaßen zu umgehen sei.

Zur aktuellen Lage der Viruspandemie sagte Christian Drosten: „Wir sollten nicht denken, das schon in diesem Sommer alles wieder geöffnet werden kann.“ Er sei sich nicht sicher, ob der Sommer 2021 so entspannt werden könne wie der 2020.

Zum Lockdown äußerte sich der Virologe kritisch. Denn ein Lock down solle kurz und verlängerungspflichtig sein: „Wir sind nicht in einem Lockdown, sondern in einer nicht-pharmazeutischen Intervention“, daher handele es sich beim Begriff Lockdown um eine falsche Kommunikation.

Das wichtigste Ziel müsse es sein, sagte Prof. Christian Drosten, dass die Fallverfolgung wieder möglich werde. Alles andere seien dann positive Folgeeffekte. Er bemängelte, dass zentrale Bereiche, in denen sich Inzidenzen entwickelten, nicht ausreichend in den Blick genommen würden: die Schulen, die Arbeitsstätten und schließlich sozial schwer erreichbare Gruppen. Die seien zusammen für einen großen Teil der Ansteckungen relevant.

Mit 24 Jahren schon Gründerin

Die Senkrechtstarterin 2021 heißt Katharina Jünger. Die gebürtige Freiburgerin gründete bereits im Alter von 24 Jahren ihr eigenes Start-up. Die studierte Juristin hat eine Vorliebe für Herausforderungen. TeleClinic vermittelt Videosprechstunden zwischen Patienten und Ärzten und gibt Medizinern darüber hinaus die Möglichkeit, Krankschreibungen und Rezepte auszustellen. In nur fünf Jahren hat sich TeleClinic damit zu einer der führenden Plattformen für Online-Arztbesuche entwickelt.

Die Jury begründet ihre Wahl von Katharina Jünger zum „Senkrechtstarter“ wie folgt: „Sie wurde anfangs für ihre Vision belächelt, musste sich jahrelang mit Regularien herumschlagen und hat schlussendlich den Markt für Online-Sprechstunden in Deutschland maßgeblich mit aufgebaut. Allein während der ersten Welle der Corona-Pandemie verzeichnete das Münchner Start-up 250 Prozent mehr Behandlungen.“ Für ihren außergewöhnlichen Karriereweg erhält sie daher in diesem Jahr den Thieme Management Award.

Die Strategie heißt Wachstum

Katharina Jünger kommt aus einer Arztfamilie: Mutter, Vater, Geschwister – allesamt Mediziner. Schon früh hat sie deshalb volle Wartezimmer kennengerlernt. Und Google hilft da auch nicht weiter, denn es verunsichere eher die Menschen, wenn sie nach Antworten zu Gesundheitsthemen suchten. Da kam ihr die Idee. Es müsse doch möglich sein, zum Arzt genauso einfach einen Kontakt zu bekommen wie zu Google. Das war die Geburtsstunde von TeleClinic.

Katharine Jünger sagt: „Das ist eine ganz einfache Lösung für ein relevantes Problem, bei dem man sich denkt: Warum gibt es das noch nicht?“ Eine Idee zu entwickeln, eine Firma aufzubauen, all das treibt Katharina Jünger an. Und: „Ich wollte auch einen Beitrag zur Lösung eines gesellschaftlichen Problems leisten. Das hat mich motiviert.“

Das hat auch zu einer weiteren „Pionierarbeit“ geführt. Denn als Katharina Jünger mit TeleClinic anfing, gab es noch das Verbot der Fernbehandlung, das fiel erst 2018. Daran hat sie wesentlichen Anteil, unterstrich Dr. Udo Schiller in seiner Würdigung.

Mittlerweile ist die Teleclinic-App auch für Kassenpatienten attraktiv, denn die Leistungen werden den Medizinern nun von den Kostenträgern erstattet. Das hat zu einem Boom geführt. Und dann kam die Coronavirus-Pandemie. Damit wurde die Telemedizin auch für immer mehr Ärzte attraktiv. In diesem Jahr soll nun das elektronische Kassenrezept das Angebot von TeleClinic ergänzen.

Vor Kurzem hat Katharina Jünger TeleClinic verkauft, Geschäftsführerin ist sie geblieben und wird es auch weiter sein. Der Markt für Telemedizin ist groß und interessant, sagt Katharina Jünger. Aus eigener Kraft habe TeleClinic aber nicht mehr wachsen können: „Kapital ist wichtig in diesem großen Markt, denn wir wollen weiter wachsen.“ Das soll fortan mit der Schweizer Firmengruppe Zur Rose gelingen. Der börsennotierte Konzern betreibt diverse europäische Online-Apotheken, darunter die Marke Docmorris.

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